Donnerstag 28 März 2024, 14:00

FIFA-Forward-Programm als Katalysator für argentinische Futsalliga

  • Argentiniens Liga Nacional de Futsal seit ihrer Gründung 2018 von der FIFA gefördert

  • Mehr Konkurrenz und grösserer einheimischer Spielerpool dank landesweiter Futsalliga

  • Weitere Investitionen in die Futsalförderung nach WM-Titel 2016, Platz zwei bei der WM 2021 und der Qualifikation für die FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Usbekistan 2024™

Der Gewinn der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft 2016™ war für den argentinischen Fussballverband (AFA) nicht etwa der krönende Abschluss, sondern der Startschuss für weitere Erfolge und eine nachhaltige Förderung des Sports. So sollte der Futsalsport, der sich bislang weitgehend auf Buenos Aires konzentrierte, landesweit ausgebaut werden. Ziele dieser nationalen Förderung waren mehr und besser organisierte Klubs, mehr Wettbewerb, mehr Spieler sowie ein grösserer Talentpool für die Nationalteams. 2018 wurde daher die Liga Nacional de Futsal Argentina (LNFA) gegründet. Die Liga wird jeweils als Turnier ausgetragen und steht Klubs aus dem Landesinnern offen, die dem Consejo Federal, einer Division der AFA, angehören. Die Liga war das geistige Kind von Diego Giustozzi, der Argentinien 2016 als Trainer zum WM-Titel führte und beim Projekt auf die volle Unterstützung von AFA-Präsident Claudio Tapia zählen konnte. Der entscheidende Impuls kam schliesslich von der FIFA, die die Lancierung der Liga über das Forward-Programm unterstützte.

Image of the Liga Nacional de Futsal Argentina trophy

Dank der logistischen und finanziellen Unterstützung konnte die Liga bereits fünf Saisons durchführen. Die ersten beiden Saisons wurden mit Betriebskostenbeiträgen des Programms finanziert, die letzten drei (2021, 2022 und 2023) mit einem zweiten FIFA-Forward-Projekt, das mit dem Titelgewinn von Barracas Central im März des letzten Jahres endete. Die Saison 2020 wurde aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt. Sergio Palacios, regionaler FIFA-Entwicklungsleiter für Amerika, hat die Liga von Anfang an begleitet: „Seit 2018 unterstützen wir die AFA beim Aufbau des Turniers. In jeder Region machen immer mehr Teams mit. Der Futsal war im Land noch nie so stark verbreitet wie jetzt. Mit dem kontinuierlichen Wachstum hat die Liga Massstäbe gesetzt.“ Laut Palacios wurde das erfolgreiche LNFA-Format mit der Gründung der Copa Federal Femenina inzwischen auch auf den argentinischen Frauenfutsal ausgeweitet. Voll des Lobes ist auch der Vorsitzende der AFA-Futsalkommission, Jonathan Sanzi: „Die Liga erlebt landesweit ein schnelles Wachstum. Die Teams aus dem Landesinnern sind mittlerweile viel besser vorbereitet. Die Spieler werden besser betreut, und die Trainer sind viel kompetenter. Es besteht zwar immer noch eine Lücke zu den Teams aus Buenos Aires, die praktisch Profis sind, aber die Lücke wird immer kleiner.“

Phase / Ausgabe20182023
Provinziale Phase27 Ligen47 Ligen
138 teilnehmende Teams667 teilnehmende Teams
Regionale Phase5 Regionen9 Regionen
Nationale Phase12 teilnehmende Teams16 teilnehmende Teams

Die Entwicklung der Liga zeigt sich auch an der Zahl der Teams, die an der Finalphase teilnehmen. Nach zwölf Teams in den ersten drei Saisons waren 2022 und 2023 jeweils 16 Mannschaften mit von der Partie. Bei der letzten Ausgabe qualifizierten sich neun Consejo-Federal-Teams über die regionalen Vorrunden der Provinzen San Luis, Santa Fe, Chaco, Santiago del Estero, Río Negro, Córdoba und Tierra del Fuego, einer der südlichsten Regionen der Welt. „Die Unterstützung der FIFA ist essenziell“, erklärt Sanzi. „Argentinien ist ein grosses Land. Da ist es nicht einfach, die Klubs zusammenzubringen und ihnen ein hochklassiges Turnier wie dieses zu bieten. Die Teams aus dem Landesinnern fühlen sich nun wirklich wie Profis. Sie spielen vor 5000 Zuschauern, und ihre Spiele werden landesweit im öffentlichen Fernsehen und auf dem AFA-YouTube-Kanal übertragen.“

Alborada, team participant of the Liga Nacional de Futsal Argentina 2023. Photo: courtesy of of AFA Desarrollo

Im Gleichschritt mit den Grossen

Niemand freut sich mehr über die Entwicklung der Liga Nacional de Futsal als Matias Lucuix, der 2016 Assistenztrainer von Giustozzi war und im Juli 2018 zu dessen Nachfolger ernannt wurde. Lucuix, der mit Argentinien 2021 Vizeweltmeister wurde, verfolgt das Turnier genau, weil es für die Entwicklung des argentinischen Futsals entscheidend ist. „Es ist das einzige Turnier, das jährlich landesweit durchgeführt wird“, sagt der 38-jährige Trainer, der letztes Jahr selbst miterlebte, wie Barracas Central dank einem Sieg im Neunmeterschiessen gegen Boca Juniors seinen dritten Titel in Folge feierte. „Das Turnier schärft das Profil des Sports und fördert Klubs, die investieren und sich weiterentwickeln wollen.“ „Mit Blick auf das Nationalteam können wir zudem mehr Spieler beobachten. Argentinien ist ein grosses Land. Da ist es manchmal schwierig, alle Orte zu besuchen, an denen Futsal gespielt wird. Aus diesem Grund verfolge ich die Teams aus dem Landesinnern bei der Finalphase sehr genau. Ich sprach mit Spielern, Trainern und Direktoren und erhielt dabei einige wichtige Informationen.“

Argentina v Serbia: Group F - FIFA Futsal World Cup 2021

Lucuix ist bereits im Vorbereitungsmodus für die anstehende Futsal-WM in Usbekistan, wo Argentinien angesichts der jüngsten Erfolge als einer der Favoriten gehandelt wird. „Es wird schwierig, aber wir wissen, was unsere Aufgaben sind. Unsere Erwartungen sind immer dieselben: sieben Spiele bestreiten und den Gipfel erklimmen“, so der Trainer. Auf diesem Weg unterstreicht Lucuix die Bedeutung der LNFA: „Wir müssen den Futsal zu einem landesweiten Projekt machen, weil die Giganten des internationalen Futsals bei den Spielern aus dem Vollen schöpfen können. In Argentinien kommen hingegen fast alle Spieler aus einer Provinz (Buenos Aires). Wir müssen deshalb weiterwachsen und die Liga weiterentwickeln, nicht nur auf A-Stufe. Wir möchten auch eine nationale Jugendliga.“ „Ich habe mit den Direktoren der Klubs aus dem Landesinnern darüber gesprochen. Die Liga ist hier, um zu bleiben“, betont Sanzi. „Die FIFA hat uns enorm unterstützt. Wenn wir den Schwung jetzt nicht nutzen, ist alles verloren, was schade wäre. Die Menschen im Futsal wissen, was dieses Turnier bedeutet. Doch wir mussten Klubs, Ligen und Provinzen im ganzen Land davon überzeugen.“ Sanzi blickt optimistisch in die Zukunft: „Es gibt noch weitere Ideen, etwa die Liga auf drei oder vier Monate auszudehnen und in der Gruppenphase Hin- und Rückspiele auszutragen. Mit mehr Wettkämpfen, insbesondere auf U-15-, U-17- und U-19-Stufe, können wir Jugendliche leichter für diesen Sport begeistern und sie näher an das Nationalteam und die Elite heranführen. Dann wird es für uns einfacher, sie auf diesem Niveau zu halten.“

Argentina